14. November 2015  "Kathreintanz"
Volkstanz zum Mitmachen und Zuschauen
Kathreintanz des Bayerischen Waldgaues fand in Arrach statt



Thomas Brandl, erster Vorsitzender des Trachtenvereins D'Riedlstoana hieß im Namen des gastgebenden Vereins alle Gäste im Wirtssaal willkommen.


Gauvortänzer Eugen Sterl führte die neue Gebietsvortänzerin für den Bereich Kötzting Martina Münsterer mit einer Volkstanzrunde in ihr Amt ein.

Schon seit Jahren lädt der Bayerische Waldgau vor dem Beginn der Adventszeit zum Kathreintanz ein und lässt damit einen alten Brauch lebendig bleiben.
Nach dieser alten Sitte bleiben vom Kathrein-Tag an bis einschließlich Erscheinung des Herrn (Heilig-Drei-König) "Bass und Geigen" eingesperrt. Die Bezeichnung "Kathreintanz" geht auf die heilige Katharina von Alexandrien zurück, deren Gedenktag der 25. November ist, eines der letzten Heiligenfeste vor dem Advent. Der Advent dient (analog zur Fastenzeit vor Ostern) als Bußzeit und sogenannte geschlossene Zeit zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. In diesen geschlossenen Zeiten waren früher öffentliche Tanzveranstaltungen verboten.


Die „Eisenstoana Blosmusi“ unter der Leitung von Andreas Jungwirt spielte in gewohnter Manier bestens zum Tanz auf ...


... nämlich Marsch, Walzer, Polka oder Zweifache für jedermann.

Vergangenen Samstag war es wieder soweit: Die "Riedlstoana" Arrach, als gastgebender Verein freuten sich über rund 90 Gäste im Saal des Gasthauses Aschenbrenner, um die letzte Gelegenheit zum bodenständigen Tanz in diesem Jahr zu nutzen und gemeinsam das Jahr 2014 tänzerisch abzuschließen. Vereinsvorsitzender Thomas Brandl konnte dazu die beiden Gauvorsitzenden Andreas Tax mit Frau Sandra sowie Adolf Breu mit Frau Roswitha begrüßen. Außerdem freute er sich über die Anwesenheit von Gauvortänzer Eugen Sterl mit Frau Lisbeth, dem Musikreferentenpaar Ingrid und Hermann Hupf sowie weiteren Mitgliedern der Gauvorstandschaft. Unter den Tanzbegeisterten waren auch einige Abordnungen der Gauvereine, wenige Einheimische und Urlaubsgäste auszumachen. Von Jung über Mittelalter bis zum älteren Semester war alles vertreten und vergnügte sich nach Herzenslust auf dem Tanzparkett.

Die "Eisenstoana Blosmusi" unter der Leitung von Andreas Jungwirt spielte in gewohnter Manier bestens zum Tanz auf. Die 12 Musikanten (darunter als Tuba-Spieler Gaukassier Heinz Feigl) schafften es, den Tanzboden nach jeder Pause aufs Schnellste wieder zu füllen. Platz war genügend da und jeder kam auf seine Kosten. Aufgespielt wurden Walzer, Polkas, Boarische, Rheinländer, Märsche und die beliebten Zwiefachen. Auf besonderen Wunsch aus dem Publikum wurden auch zwei Runden mit Figurentänzen (Marschierpolka, Sternpolka, Woaf, Kikeriki, Hirtamadl usw.) eingeflochten. Als Tanzleiter fungierte Eugen Sterl, der die Tänze vorzeigte sowie Tipps und Erinnerungshilfen zu den Tanzabfolgen gab. Er war es auch, der mit seiner neuen Kollegin, der designierten Gebietsvortänzerin Martina Münsterer (Vortänzerin der "Riedlstoana" Arrach) einen Ehrentanz absolvierte.

Und auch, wenn im Saal noch etliche Tänzer mehr Platz gefunden hätten (mehrere Konkurrenzveranstaltungen in der näheren Region), so war es doch für die, die da waren, ein sehr lustiger und zünftiger Abend, bei dem auch die Geselligkeit an den Tischen nicht zu kurz kam und die Zeit wie im Flug verging. Zum Bedauern vieler Besucher war ja schon (gemäß dem alten Brauch "Kathrein stellt den Tanz ein") um Mitternacht Schluss, denn der sich anschließende Volkstrauertag gehört ebenfalls zu den stillen Tagen mit Tanzverbot. So verhallten die geforderten Zugaben ungehört, denn der Bayerische Waldgau und die "Riedlstoana" gehen hier mit gutem Beispiel voran.

In zwei Volkstanzrunden konnten alle die wollten bei den Volkstänzen Marschierpolka, Sternpolka, Woaf, Kikeriki, Hirtamadl oder Kreuzpolka mittanzen.

Geschichtlicher Hintergrund:
Warum im Advent nicht getanzt werden darf, ist unklar. Einige sagen, dies sei der Beginn des Kirchenjahres und damit eine Zeit des Fastens und der inneren Einkehr. Andere meinen, das Tanzverbot gewährleiste ein würdiges Gedenken an die heilige Katharina. 310 nach Christus ließ sie ein römischer Kaiser rädern – sie hatte 50 Philosophen zum Christentum bekehrt. Die Art ihrer Hinrichtung verbiete das Drehen von Runden, wie es beim Tanzen üblich ist. Früher mussten am 25. November auch Spinn- und Mühlräder still stehen.

Text und Fotos von Regina Pfeffer

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Michelangelo: Heilige Katharina von Alexandrien (1595–1596)